Depression

Die Depression ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die rund 350 Millionen Menschen weltweit betrifft. Sie kann das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen und sowohl physische als auch emotionale Symptome mit sich bringen. Da wir nicht nur Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung, sondern auch Personen mit psychischen Erkrankungen unterstützen, haben wir uns unter anderem auch auf das Thema „Depressionen“ spezialisiert. Welche Therapieformen gibt es? Was sind die häufigsten Auslöser? Wie unterstützt ABW Ostler Betroffene? All das beantworten wir Ihnen im Folgenden.

Die Merkmale und Symptome einer Depression – 5-Phasen-Modell sinnvoll?

Depression ist mehr als nur ein vorübergehendes Gefühl tiefer Traurigkeit. Die komplexe Erkrankung beeinflusst vielmehr das gesamte Denken, Fühlen und Handeln einer Person. Daher gehören zu den häufigsten Symptomen anhaltende Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Energieverlust, Schlafstörungen, Appetitveränderungen und das Gefühl der Wertlosigkeit oder Hoffnungslosigkeit. Aufgrund dieser oft genannten Merkmale begegnet einem nicht selten das sogenannte „5-Phasen-Modell“, wenn man sich im Internet über Depressionen informieren will. Dieses ist in der Regel folgendermaßen aufgebaut:

  1. Phase: zunehmend negative Gedanken und pessimistische Blickweisen auf die Welt bzw. das eigene Leben.
  2. Phase: Veränderung des Appetitgefühls. Appetitlosigkeit ist eine häufige Begleiterscheinung einer Depression.
  3. Phase: Schlafstörungen. Probleme beim Ein- oder Durchschlafen. 
  4. Phase: Selbstvorwürfe und Schuldgefühle. Betroffene leiden unter einem verminderten Selbstwertgefühl und übernehmen die Verantwortung für Dinge, die nicht in ihrer Verantwortlichkeit liegen.
  5. Phase: Suizidgedanken und -verhalten. Hoffnungslosigkeit führt zu Verzweiflung, die im Wunsch nach dem eigenen Ableben münden kann. 

Aber woher stammt das Modell – und ist es überhaupt empirisch nachgewiesen, also wissenschaftlich belegt? Die meisten Experten vermuten, dass mithilfe eines solchen Modells versucht wird, ein ähnliches Schema wie das bekannte Fünf-Phasen-Modell des Sterbens von Elisabeth Kübler-Ross zu erstellen. Wichtig ist allerdings: Dieses Modell für Depressionen kann nicht wissenschaftlich belegt werden und ist daher umstritten. Tatsächlich ist jede Depression einzigartig und verläuft nicht nach einem feststehenden Muster. 

Therapieformen und Behandlung

Depressionen können mithilfe einer Therapie respektive Psychotherapie in Verbindung mit Medikamenten und anderen therapeutischen Interventionen behandelt werden. Zu den häufig verwendeten Therapieformen gehören die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die Interpersonelle Therapie (IPT), die Psychodynamische Therapie und Mindfulness-basierte Ansätze. Medikamente wie Antidepressiva können ebenfalls verschrieben werden, um die Symptome zu lindern.

Auslöser einer Depression

Depressionen können viele Auslöser haben. Die Ursachen sind zumeist vielschichtig und treten mitunter auch in Kombination auf. Einige häufige Auslöser und Risikofaktoren können sein:

Genetische Veranlagung: Personen, deren Familienmitglieder bereits an Depressionen leiden, können ein erhöhtes Risiko haben, selbst davon betroffen zu sein. Chemische Ungleichgewichte im Gehirn: Veränderungen im Gleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn können die Stimmung und das emotionale Wohlbefinden beeinflussen und das Risiko für Depressionen erhöhen. Hierzu zählen insbesondere Serotonin, Dopamin und Noradrenalin.

Stress: Chronischer Stress belastet den Körper und die Psyche und kann das Risiko für die Entwicklung von Depressionen erhöhen. 

Traumatische Ereignisse: Belastende Ereignisse können das psychische Wohlbefinden stark beeinträchtigen und zu lang anhaltenden emotionalen Schwierigkeiten führen. Traumatische Ereignisse können Missbrauch, Verlust eines geliebten Menschen, Unfälle oder Gewalt sein.

Chronische Krankheiten: Die Belastung durch eine chronische Krankheit und die damit verbundenen Einschränkungen können die Stimmung negativ beeinflussen und zu Depressionen führen.

Medikamente: Die Einnahme bestimmter Medikamente kann das Risiko für depressive Symptome erhöhen und die Entwicklung einer Depression begünstigen.

Hormonelle Veränderungen: Schwankungen im Hormonspiegel können die Stimmung beeinflussen und das Risiko für depressive Symptome erhöhen. Hormonelle Veränderungen entstehen häufig in der Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause.

Soziale Isolation: Das Fehlen von sozialen Kontakten und Beziehungen kann das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen und das Risiko für depressive Symptome erhöhen.

Persönliche Probleme: Schwierigkeiten und Konflikte in verschiedenen Lebensbereichen (Arbeit, Beziehung, Finanzen) sind potenzielle Risikofaktoren, die zu einer Depression führen können. 

Sucht: Der Konsum von Suchtmitteln kann das Gehirn beeinflussen und die Stimmung negativ beeinträchtigen. Auch hieraus kann eine Depression resultieren.

Medikamentöse Behandlung einer Depression

Bei Depressionen werden oft Medikamente verschrieben, die darauf abzielen, die chemischen Ungleichgewichte im Gehirn zu korrigieren, die mit der Erkrankung verbunden sind. Antidepressiva sind die am häufigsten verschriebene Art von Medikamenten zur Behandlung von Depressionen und können selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), trizyklische Antidepressiva (TCA), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) oder andere Wirkstoffe enthalten. Diese Arzneimittel haben das Potenzial, die Stimmung zu stabilisieren, die Schlafqualität zu verbessern und andere Symptome der Depression zu lindern. 

Die Einnahme von Medikamenten sollte immer unter ärztlicher Aufsicht stattfinden!

Psychotherapie bei Depression

Die Psychotherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung von Depressionen. Sie hat das Ziel, dass die Betroffenen wissen, mit ihren Gefühlen umzugehen, und dabei negative Denkmuster zu identifizieren sowie positive Verhaltensänderungen vorzunehmen. Kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist eine der am häufigsten verwendeten Formen der Psychotherapie bei einer Depression.  Interpersonelle Therapie (IPT) ist eine weitere wirksame Form der Psychotherapie, die sich auf die Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen und die Bewältigung belastender Lebensereignisse konzentriert. Andere Ansätze wie psychodynamische Therapie und Mindfulness-basierte Therapien können ebenfalls hilfreich sein, je nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

Bei ABW Ostler setzen wir auf die sozialpsychiatrische und sozialpädagogische Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, die sich an deren individuellen Bedürfnissen orientiert. Neben Methoden zur Selbsthilfe geht es bei psychosozialen Einzelgesprächen und psychoedukativen Beratungen darum, ihre Selbstständigkeit und Autonomie zu stärken.

Psychosoziale Faktoren

Die Entstehung und der Verlauf von Depressionen können durch diverse psychosoziale Faktoren beeinflusst werden. Solche Faktoren sind Stress, traumatische Ereignisse, zwischenmenschliche Konflikte, finanzielle Probleme und die soziale Isolation. Die Identifizierung und Bewältigung psychosozialer Belastungsfaktoren ist daher ein wichtiger Bestandteil der Behandlung und Prävention von Depressionen. Dies kann durch Psychotherapie, Stressmanagement-Techniken, soziale Unterstützung und andere Interventionen erreicht werden. Auch wir setzen bei einer Depression auf die sozialpsychiatrische Betreuung, um unsere Klienten Unterstützung im Umgang mit den Folgen der Erkrankung, bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung und bei der Krisenintervention zu geben.

Rückfallprophylaxe bei einer Depression

Die Rückfallprophylaxe nimmt bei einer Depression einen hohen Stellenwert ein. Mit ausgewählten Maßnahmen wird das Risiko eines erneuten Auftretens der Erkrankung verringert. Gleichzeitig werden dadurch langfristige Stabilität und Wohlbefinden gefördert. Hierzu gehören unter anderem Methoden zur Selbsthilfe und Bewältigungsstrategien in krisenhaften Situationen. Außerdem umfasst die Rückfallprophylaxe je nach Einzelfall ärztliche Untersuchungen und Therapiesitzungen, die Fortsetzung von Medikamenten, wenn sie verschrieben werden, die Einhaltung eines gesunden Lebensstils mit ausgewogener Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und ausreichenden Schlaf. Eine starke soziale Unterstützung und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen können ebenfalls dazu beitragen, Rückfälle zu verhindern und die Genesung zu fördern.

FAQ: Häufig gestellte Fragen zum Thema „Depression“

Wo finde ich Hilfe bei einer Depression?

Zunächst sollte die erste Anlaufstelle immer Ihr Hausarzt oder Psychiater/Psychotherapeut sein, um eine genaue Diagnose zu erhalten und Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen. 

In akuten Notfällen werden Sie beim überregionalen Krisentelefon der Deutschen Depressionshilfe oder der TelefonSeelsorge fündig. 

Interessieren Sie sich für Ambulant Betreutes Wohnen, führt Sie der folgende Link zu unseren Kontaktdaten

Was ist eine agitierte Depression?

Eine agitierte Depression ist eine Unterform der Depression. Betroffene bemerken in den meisten Fällen eine innere Unruhe, Nervosität und einen gesteigerten Antrieb/eine erhöhte Rastlosigkeit. Auch Angstzustände und Schlaflosigkeit sind oft Symptome einer agitierten Depression.

Warum gibt es körperliche Symptome bei einer Depression?

Da die Depression eine komplexe Erkrankung ist, die den gesamten Körper betrifft, ist es nicht ungewöhnlich, dass auch körperliche Symptome auftreten. Chemische Veränderungen im Gehirn sorgen dann dafür, dass Betroffene unter Müdigkeit, Herzrasen, Magen-Darm-Problemen, Schwindelanfällen, Atemnot, Schlafstörungen, Appetitveränderungen und Schmerzen (insbesondere im Kopf-, Nacken- und Rückenbereich) leiden.

Was ist eine postnatale Depression?

Eine postnatale Depression tritt nach der Geburt eines Kindes auf und kann von Stimmungsschwankungen, starken Gefühlen von Traurigkeit oder Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen und anderen Symptomen wie vermehrter Reizbarkeit oder Angstzuständen begleitet sein. Diese Form der Depression erfordert eine besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung für Mutter und Kind. Allerdings können auch Väter von der postnatalen Depression betroffen sein. 

Wichtig ist, die postnatale Depression nicht mit dem üblichen „Baby Blues“ zu verwechseln, die viele Frauen in den ersten Wochen nach der Geburt erleben können. Während der „Baby Blues“ in der Regel nach einigen Tagen von selbst vergeht, können die Symptome einer postnatalen Depression länger anhalten und schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Person haben.

Was ist eine mittelschwere Depression?

Eine mittelschwere oder mittelgradige Depression weist Symptome auf, die schwerwiegender sind als bei einer leichten Depression, aber nicht so schwerwiegend wie bei einer schweren Depression. Menschen mit einer mittelschweren Depression können erhebliche Einschränkungen im täglichen Leben erfahren, aber sie sind zumeist trotzdem in der Lage, alltägliche Aufgaben zu bewältigen. Von einer mittelgradigen Depression spricht man in der Regel bei zwei Haupt- und drei bis vier Nebensymptomen.

Was ist eine endogene Depression?

Als endogene Depression wird eine Depression bezeichnet, die nicht durch äußere Umstände oder Ereignisse ausgelöst wird, sondern aufgrund von internen Faktoren wie genetischer Veranlagung oder biochemischen Ungleichgewichten im Gehirn auftritt. Menschen mit endogenen Depressionen können depressive Symptome erleben, ohne dass es einen klaren äußeren Auslöser gibt. Diese Art von Depression kann schwerwiegend sein und erfordert oft eine intensive Behandlung, die medikamentöse Therapie und Psychotherapie umfassen kann.

Was ist eine reaktive Depression?

Eine reaktive Depression tritt als Reaktion auf belastende Lebensereignisse oder stressige Situationen auf. Kommt es zum Beispiel zum Verlust eines geliebten Menschen, zu Arbeitsplatzproblemen oder Beziehungsschwierigkeiten, können das Auslöser für eine reaktive Depression sein. Die Behandlung einer reaktiven Depression umfasst oft psychotherapeutische Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie oder Interpersonelle Therapie, um dem Betroffenen zu helfen, mit den belastenden Ereignissen umzugehen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. 

Was ist eine bipolare Depression?

Eine bipolare Depression ist Teil einer bipolaren Störung. Die bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, die durch extreme Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist, die zwischen manischen, hypomanischen und depressiven Episoden wechseln können.

Was ist eine reaktive neurotische Depression?

Eine reaktive neurotische Depression tritt als Reaktion auf belastende Lebensereignisse oder stressige Situationen auf. Sie ist im Gegensatz zu einer reaktiven Depression mit neurotischen Symptomen wie Merk- und Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Nervosität, Angespanntheit oder Apathie (teilnahmslos, gefühllos) verbunden.

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